26 Juni 2015

26.06.2015


Donner und Blitz

Mit einem heftigen Gewitter wurden wir heute Morgen geweckt. Donner, Blitz, Regen und das in sehr grosser Menge. Blitze zuckten und schlugen in der Nähe ein, ohrenbetäubendes Donnergrollen und Wasser, Wasser, Wasser. Innert Minuten war der Vorplatz unserer Unterkunft knöcheltief unter Wasser. Da wir heute nur eine Fahrt mit der Fähre und ca. 30 Velokilometer auf dem Programm hatten, schlichen wir uns nochmals ans Trockene. Allmählich verzog sich das Gewitter aber das Wasser blieb liegen.

Um 09:00 Uhr fuhren wir los zur Fähre. Nach wenigen Metern waren die Schuhe nass. Wir achteten sehr darauf, dass weder Tretlager, Radlager, Speichendynamo noch Rohloffnabenschaltung ins Wasser kamen, das heisst, wir fuhren in der Mitte der Strasse. Entgegenkommende Autos warteten vor den Pfützen bis wir wieder auf unserer Spur waren, nachfolgende Autos nahem auch sehr Rücksicht auf uns.

Rechtzeitig standen wir vor der Fähre nach Ocracoke und hatten noch Zeit für Kuchen und Kaffee.

Mittlerweile verzogen sich die Gewitterwolken und die Sonne schien.

Viele nette Leute sprachen uns an, begutachteten unsere Fahrräder und das Gepäck. Besonders beeindruckt waren sie von dem Brookssattel, von der Sasuntour NCX-Sattelstange und von unseren Ortlieb Waterproof Gepäcktaschen. Swisshandmayd by AARIOS (bei AARIOS haben wir vor x-Jahren unsere Fahrräder gekauft), waau, das machte Eindruck!

Ein Vater erzählte von einer Radtour die er zusammen mit seiner Tochter gefahren ist.
Mark interessierte sich sehr für unsere Radtour. Gerne gaben wir ihm unsere Blog-Adresse. Bevor wir Mitte August wieder zurück fliegen, werde ich bestimmt nochmals von diesem Mark berichten. Hoffentlich klappt es!

Am frühen Nachmittag bezogen wir bereits wieder unsere neue Unterkunft. Bei einem Spaziergang durch Ocracoke sahen wir viele Pelikane, verfehlten den Ice Creme Stand nicht, tranken Kaffee am Strand und kamen an der Fähre vorbei die uns Morgen nach Cedar Island bringen wird. Dann sind wir wieder auf dem Festland.
So wie der Tag begonnen hat, so geht er auch wieder zu Ende. Donner, Blitz, aber nicht so viel Regen.

24 Juni 2015

24.06.2015


Am Atlantik
Wir fahren seit gestern auf der schmalen Sandbank auf der Strasse 12 Richtung Süden. Links und rechts ist der Atlantik, stellenweise ist diese Sandbank 500 Meter breit, dann wieder nur wenige Meter breit.  Öde Landschaften, kilometerlange unberührte Sandstrände, Naturschutzgebiete, lange Brücken  und zwischendurch wieder Dörfer.
 
Bei der Vorbereitung mussten wir genau hinschauen, so dass wir nicht plötzlich in einer Sackgasse stecken und nicht weiter kommen. Da es hier wirklich sehr schön ist, haben wir uns spontan entschieden, dass wir für diesen ca. 140 Kilometer langen Abschnitt drei Tage Zeit einplanen. So können wir nebst dem Velofahren auch noch den Strand geniessen.
 
Gerade jetzt habe ich etwas ganz spezielles gesehen. Ich sitze in einem Liegestuhl vor unserer Unterkunft, Tablet auf dem Schoss und bin am Blog schreiben. Da kommen doch ca. 10 gackernde Hühner um die Hausecke, gehen zielstrebig auf die parkierten Autos zu und picken die zerdrückten Fliegen und Mücken von den Autos ab. Dieses laute Spektakel dauert ca. eine Minute und die Hühner wechselten zum nächsten Parkplatz. Wenn das die Autobesitzer gesehen und gehört hätten.
Heute brannte die Sonne nicht den ganzen Tag auf uns herab. Ein kurzer Regenguss kühlte uns und den Asphalt ab. Schnell verzogen sich die Wolken und wir hatten wieder schönstes Sommerwetter.
 

23 Juni 2015

23.06.2015


Ruhetag mit Abwechslung, gesucht und gefunden
Gestern konnten wir ausschlafen und mussten nicht schon am frühen Morgen unsere Sachen packen. Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück brachte uns der Hotel-Shuttler zum Bahnhof. Wenn es bei uns in Luzern für die Einheimischen schon schwierig ist an den Automaten die richtigen ÖV-Tickets zu lösen, wie schwierig ist es dann für die Touristen? Und wir sind hier Touristen. Wir standen vor dem Ticketautomaten und vor einem Problem.

Zwei Herren kamen auf uns zu. Beide in Uniform. Der eine mit einer schönen Mütze, der andere ohne Kopfbedeckung. Wohin wir fahren wollen? Downtown! Die Herren lachten und meinten, dass der eine mit dem Zug, der andere mit dem Bus genau dort hin fahren werden. Mit dem Zug (eher ein Tram) gehe das zwanzig Minuten, mit dem Bus ca. eine Stunde. Wie es sich dann herausstellte, war derjenige mir der Mütze der Zugführer und er meinte, Silvia könne doch mit dem Zug mitfahren, während dem ich mit dem Bus fahren könnte. Mit diesem Deal waren wir nicht einverstanden. Trotzdem zeigte uns der Zugführer wie wir die Tageskarten lösen konnten. Er versprach uns mittels Lautsprecherdurchsage uns den richtigen und besten Aussteigeort zu nennen. Spontan sagten wir zueinander, das ist ein richtiger Luki-Typ, hilfsbereit und spontan.  
So landeten wir Mitten in der Downtown, schlenderten durch die Strassen, entlang der Seepromenade und kühlten uns in den Einkaufszentren zwischendurch wieder ab. (Aussentemperatur: 31 °C, Innentemperatur 24°C)
Im Schatten war es angenehm.
 
Synchron mit der Meerjungfrau von Norfolk
Dass wir nicht immer Skip-Bo spielen müssen, suchten wir in einem Spielwarenladen das Kartenspiel „Phase 10“ (blieb leider bei der Reisvorbereitung zuhause liegen). Ein raffiniertes Kartenspiel! Aber jetzt mit englischen Spielregeln die hoffentlich mehr Spielraum offen lassen, so dass ich auch gewinnen kann.
Als wir dann am Nachmittag wieder zurückfahren wollten, war wieder der gleiche Zugführer. Er freute sich uns an der Haltestelle zu sehen und wir freuten uns auch.

Heute war nichts mit ausschlafen, sondern wir mussten wieder zur Arbeit gehen. Schlussendlich war es ein sehr abwechslungsreicher, harter und langer aber schöner Arbeitstag.

Blogleser haben uns per E-Mail geschrieben, dass beim Frühstück unser Blog vor der Berner-Zeitung bzw. vor der „Züri-Zeitung“ gelesen wird. Das freut uns natürlich, dass wir solch grosse  Tageszeitungen verdrängen können! Spezielle Grüsse auch an die Blogleser die im Zug unterwegs nach Bern, Olten und St. Gallen sind. Schön, dass auch da „20-Minuten“ hinten anstehen muss!

21 Juni 2015

21.06.2015


Und Sie kamen
Nach einer heftigen Gewitternacht fuhren wir rechtzeitig los, denn wir hatten noch ein Hindernis vor uns. Klappt’s oder klappt’s nicht? Es war heute sehr heiss, Temperatur von über 86 °F wurde angezeigt, wohlverstanden im Schatten. Nach gut zwei Stunden standen wir vor der Zahlstelle zum Chesapeake Bay Bridge-Tunnel (Link).

Wir versuchten unser Glück per Autostopp weiter zu kommen.

 
Es dauerte aber keine Minute, da kamen sie, auch ohne vorher zu telefonieren! Hier dürfen wir nicht Autostopp machen (wobei, wir hatten nicht Ausschau nach Autos sondern nach Pick-up). Die zwei Polizisten zeigten uns, wo wir am Schatten warten sollen. Was nun? Busse? Haft? Wir überlegten uns schon wieviel Kaution wir uns gegenseitig wert sind. Es dauerte nicht lange und es fuhr ein Pick-up des Bridge-Tunnel-Unterhaltsdienstes zu uns. Der Fahrer sagte uns, er habe den Auftrag uns nach Norfolk zu fahren.
Die Ladebrücke war voll belegt mit Absperrkegeln und Feuerlöscher.
 
Alles Abschnallen, Fahrräder auf die Absperrkegeln legen (gute Polsterung) Gepäcke verstauen und einsteigen in die klimatisierte Fahrerkabine. Und los ging’s. An der Zahlstelle bezahlten wir die Gebühr, nur 15 $.
Der Fahrer meldete per Funk an die Leitstelle, dass ein geplatzter LKW-Reifen vor der ersten Tunneleinfahrt auf dem Pannenstreifen liegt. Somit war das eine Kontrollfahrt und nicht eine Pläuschlerfahrt!


Die Fahrt über die Brücken und durch die zwei Tunnels dauerte gut 20 Minuten. Wir gaben dem Fahrer sehr gerne ein gutes Trinkgeld. Abladen, aufschnallen, weiter fahren.
Aber nicht lange, denn schon meldete sich der zweite Plattfuss. Was ist jetzt mit den „unplattbaren“ Reifen?

 
Am frühen Nachmittag erreichten wir unsere Unterkunft. Morgen gönnen wir uns und den Fahrrädern einen Ruhetag. Die Gewerkschaft der RFB (radfahrende Büetzer) erlaubt maximal 7 Tage ohne Ruhetag zu fahren.
Auf Wunsch von mehreren Blogleser schreibe ich unseren Standort jeweils am Ende eines Berichtes auf. Heute sind wir in Norfolk.

Zudem habe ich eine neue Seite eingerichtet: "unser Weg, unser Standort". Da ist unser Weg auf der Strassenkarte eingezeichnet.

20 Juni 2015

20.06.2015


Gute, liebe, nette und hilfsbereite Leute

Zuerst die Story vom kleinen Italiener. Wir fuhren schon bald zwei Stunden und ein kleiner Hunger machte sich bemerkbar. Nebst vielen Schnellfoodangeboten sahen wir ein Plakat „Pizza, Little Italian“. Das war uns sympathisch. Wir parkten unsere Fahrräder und nahmen Platz. „o, molto ben!” (scheinbar spricht man hier italienisch). Wir bestellten ein kühles Getränk und eine kleine Pizza. Die Pizza war sehr gut und gab uns “Boden” für den Weg zu unserem Tagesziel. Wir bezahlten und wollten gehen. “Un momento per favore!” Der Kellner brachte uns zwei grosse Flaschen mit Mineralwasser und füllte auch noch unsere Bidons mit Wasser und Eiswürfeln. Tipp für andere Radfahrer: Ideal bei diesen Themperaturen sind die Thermo-Bidons von Camelbak, zwar teuer, aber sehr gut, denn da ist das Getränk auch noch nach einer Stunde kühl.
Routenplanung unterwegs (Strassenkarte M 1:1'200'000), mit GPS und Tablet geht's besser!
Vor drei Tagen fragte uns ein entgegenkommender Radfahrer wo wir hinfahren wollen. Miami! Nicht schlecht, am liebesten würde er mit uns mitkommen. Er sagte uns, dass wir in Kiptopeke nicht weiterfahren können, denn der "Tunnel-Bridge Virginia" (Bilder und mehr Info zu diesem Bauwerk: Link zu Wikipedia) sei für Velofahrer gesperrt. Das haben wir schon zuhause bei der grob Routenplanung gesehen und uns gedacht, dass wir dann vor Ort eine Lösung suchen. Und noch etwas gab er uns mit auf den Weg: wenn wir dann kein Glück haben, dann sollen wir einfach der Polizei telefonieren. Ganau die gleichen Tipps bekamen wir auch heute von einem netten Rentnerpaar.
Jetzt sind wir ca. 50 km vor dieser beschriebenen Stelle, das heisst, morgen wird es sich zeigen, ob es funktioniert oder ob wir wirklich der Polizei telefonieren müssen!
Weiter Richtung Süden, wir wollen nicht nach Berlin.

18 Juni 2015

18.06.2015


Ein normaler Arbeitstag
Wie die meisten Büetzer müssen auch wir am Morgen rechtzeitig aufstehen. Ja, wir sind Bützer, unsere Arbeit ist Velofahren, wir sind nicht in den Ferien! Oftmals bekommen wir das Frühstück dort wo wir übernachtet haben, sonst gehen wir auf die Suche. Mit leerem Magen lässt es sich nicht gut arbeiten! So ein amerikanisches Frühstück besteht aus Eier, Schinken, Müesli. Velofahren ist strenge Arbeit, also muss auch richtiges Futter her.

Futtersuche am Morgen!
In welche Richtung müssen oder dürfen wir wohl nach dem Frühstück weiter fahren?
Die Ostküste hat so ihre Tücken. Unzählige kleinere und grössere Inseln sind mit Brücken verbunden. Gestern sagte uns ein entgegenkommender Velofahrer, dass wir in Sea Isle City nach rechts abbiegen sollen, denn die Brücke sei wegen Bauarbeiten gesperrt. Vielen Dank für den Hinweis. Kaum waren wir nach rechts abgebogen, standen wir vor einer neuen Strassenbaustelle. Shoulders gesperrt, no Bicycle. Nicht schon wieder. Bei der Tourist-Information meinte der nette Herr: zurück nach Atlantic City. Sicher nicht! Da gibt’s andere Lösungen.
Plan A: Ich ging zum Feuerwehrlokal nebenan in der Hoffnung, dass ein guter Fireman uns helfen kann. Er würde ja gerne, aber er dürfe nicht.
Plan B: Verbotstafel ignorieren, aber das wollte Silvia gar nicht.
Plan C: Autostopp (es fahren sehr viele Pick-up herum). Und wirklich, kaum hatten wir hilfesuchend den Daumen ausgestreckt, stoppte bereits der erste Büetzer. Innert wenigen Sekunden hatten wir unser Gepäck demontiert, die Fahrräder verladen und glücklich sassen wir in der grossen Fahrerkabine. Silvia hatte Recht, die Baustelle war ca. 5 km lang, schmale Fahrspuren und der Verkehr sehr dicht. Wir bedankten uns beim Fahrer für die nette Überfahrt.

Das war Plan C.
In fast schon rekordverdächtger Zeit wechselte ich den Schlauch am Hinterrad. „Schwalbe Marathon plus“, der unplattbare Reifen machte platt. Trotzdem „Schwalbe“ nicht auf unserer Sponsorenliste ist, wir empfehlen allen Radfahrer diesen Radmantel. Teuer, aber wirklich gut! Den letzten Plattfuss hatten wir vor drei oder vier Jahren und in der Zwischenzeit haben wir doch einige Kilometer abgefahren.
 
Da geht jedem die Luft aus!

Mit einem Lächeln geht's nicht schneller, aber besser!

Und die Geschichte mit dem Italiener schreibe ich morgen oder übermorgen.

16 Juni 2015

17.06.2015


Nichts neues, und trotzdem ist es sehr schön!
Da fahren wir auf einer guten Strasse Richtung Süden, logisch immer schön abwärts, die Sonne von links und von vorne, bis eine Tafel uns stoppt! Was nun?
 
Dank dem GPS fanden wir schnell einen neuen Weg. Dadurch verlängerte sich unsere heutige Strecke um ca. 20 km. Die Strasse führte uns durch schöne, schattige Wälder und abgelegene Gegenden. Dank Rückenwind waren wir bereits am frühen Nachmittag in Atlantic City.
An der Rezeption fragten wir wo wir die Fahrräder hinstellen könnten, am liebsten irgendwo in einen geschlossenen Raum. Spontan kam die Antwort: „The most people take the bike on there room.” (!!) Ob denn viele Radfahrer hier vorbei kommen? “No, I`m  working here for five years  and there where any cyclists here, since there” Tja, so ist das Leben.
Hier durfte scheinbar der Besitzer seine Fahrräder nicht mit auf's Zimmer nehmen!
Dunkle Wolken zogen auf, ein heftiges, aber kurzes Gewitter mit viel Regen zog vorbei. Nach 30 Minuten brannte wieder die Sonne und die Luft war fast zum abstechen.
Heute konnte sich Sivia einen Wunsch erfüllen.
 
Auf einem Bänkli in einem guten Buch lesen (natürlich e-Book), den Sonnenuntergang geniessen, abkühlender Wind um die Ohren säuseln lassen und dazu das Rauschen eines Springbrunnens. Was willst du noch mehr? Ein perfekter Abend, aber nur bis zur nächsten Skip-Bo Runde!